Wojciech Kętrzyński

alias Adelbert von Winkler
(1838-1918)

Lieber Adalbert, weißt Du, dass unsere Familie gar nicht Winkler heißt? Unser Vater hat unseren Namen eingedeutscht! In alten Papieren habe ich unseren wirklichen Namen gefunden: Kętrzyński! Wir sind Polen!

Das schrieb ihm seine Schwester, als er 18 Jahre alt war. Geboren war er als Adalbert von Winkler. Sein Vater – Josef Winkler war preußischer Offizier in Lötzen, starb aber früh. Adalbert wuchs in Waisenhäusern auf, schaffte es aber, das Gymnasium zu besuchen. Dann kam der Brief seiner Schwester.

Adelbert begann sein Studium: Geschichte an der Albertina Universität in Königsberg. "Ich konnte nur wenige Worte Polnisch", schreibt er später. Er lernt die Sprache seiner Vorfahren. 1861 ändert er amtlich seinen Namen in Wojciech Kętrzyński. Dann wird er im polnischen Widerstand aktiv. Im Januaraufstand 1861 organisiert er den Waffentransport für die Aufständischen aus Königsberg ins russische Teilungsgebiet. Am 11 September 1863 wird er festgenommen und kommt ins Gefängnis am Hohen Tor in Allenstein. Nach einem Freispruch wird er nochmals festgenommen und in Berlin-Moabit inhaftiert. Anklage: Hochverrat. Er wird freigesprochen, dann aber wieder festgenommen. Im Gefängnis übersetzt er seine Doktorarbeit ins Lateinische. Als er freikommt, verteidigt er in Königsberg seine Doktorarbeit. Dann sucht er Arbeit, aber die preusische Behörden wollen ihn nicht einstellen. In der „Gazeta Poznańska” veröffentlicht er einen Artikel über die Masuren. Schließlich findet er Arbeit in der Ossolinski- Nationalbibliothek in Lemberg. Im Jahr 1875 heiratet er Wincentyna Kielska, eine polnische Adelige.
Die Stadt, aus der ich komme, trägt seit 1945 nach ihm den Namen Kętrzyn (vorher Rastenburg).

Das Werk "Aus dem Liederbuch eines Germanisierten (1854-1862)" ist von ihm.

Glauben, Sprache konntet ihr mir nehmen
Doch mein Herz mir nicht aus dem Busen reißen
Und mein Herz blieb immer, immer polnisch!